Der Anschlag

Schwarzweißfotografie, auf der im Vordergrund zwei Männer in Rückenansicht zu sehen sind, die auf einer Art Rollfeld mit weißen Bodenmarkierungen stehen. Im Hintergrund ist das Erdgeschoss eines Gebäudes zu sehen. Die großen Fensterfronten sind zersplittert und weisen große Löcher auf, durch die man in das hallenähnliche Innere des Gebäudes blicken kann. Die beiden Männer tragen schwarze Mäntel und Hüte. Einer der Männer ist durch ein Schulterabzeichen auf dem Mantel und seine Schirmmütze als Polizist der Stadt München ausgewiesen. Sie halten ein weißes Seil in den Händen.
Nach dem Anschlag: Polizeibeamte bei der Spurensicherung auf dem Vorfeld; im Hintergrund die durch Explosionen zerstörten Scheiben der Transithalle, © picture-alliance / dpa / Gerhard Rauchwetter
Schwarzweißfotografie, die den Blick in die zerstörte Wartehalle des ehemaligen Flughafens München-Riem zeigt. Die Halle verfügt über zwei Ebenen, die mit einigen Treppenstufen verbunden sind, ein Holzgeländer trennt die Abschnitte: Im unteren Bereich stehen einige Gegenstände, wie ein kleiner Tisch und eine Vitrine, im oberen Wartebereich stehen Reihen von gepolsterten Stühlen. Die Halle weist Spuren starker Verwüstung auf. Auf dem Boden und Tischen liegen viele Glassplitter, Objekte, wie ein Telefone und Mülleimer, wurden zu Boden geschleudert. Teile des Bodens sind zudem von Wasser bedeckt.
Blick in die zerstörte Transithalle des Flughafens München-Riem nach dem Anschlag am 10.2.1970, © Werek/Süddeutsche Zeitung Photo

Am 10. Februar 1970 kam es auf dem Flughafen München-Riem zur ersten versuchten Entführung eines israelischen Flugzeugs durch palästinensische Terroristen auf deutschem Boden. Wenige Tage später titelte der Münchner Stadtanzeiger „Nahostkrieg auf Münchner Boden“.

Was war geschehen? Von Tel Aviv kommend landete an diesem Faschingsdienstag um die Mittagszeit eine israelische El Al-Maschine zu einem geplanten Zwischenstopp in München. Die 18 Passagier*innen mit Zielort London – unter ihnen der Geschäftsmann Heinz Katzenstein mit seinem Sohn Arie, die Schauspieler Hanna Maron und Assaf Dayan, Sohn des israelischen Verteidigungsministers Moshe Dayan – begaben sich mit der Crew in den Transitraum des Flughafens. Hier warteten drei aus Bagdad angereiste Passagiere, die im Auftrag der „Aktionsorganisation zur Befreiung Palästinas“ das Flugzeug entführen wollten.

Die drei Männer zogen ihre Waffen, es kam zu einem Handgemenge mit dem Piloten Uriel Cohen, der sich einem der Terroristen entgegengestellt hatte. Die Aktion geriet außer Kontrolle. Schüsse fielen, Handgranaten wurden in der Transithalle und in den Shuttle-Bus auf dem Vorfeld geworfen. Arie Katzenstein, der im Bus die Gefahr erkannte, wurde lebensgefährlich verletzt und starb noch im Bus. Anderen Mitreisenden rettete er damit das Leben.

Sicherheitskräften gelangt es, die drei Terroristen festzunehmen. Einer von ihnen hatte durch eine Granate seine Hand verloren, ein anderer flüchtete sich in eine Toilette. Heinz Katzenstein wurde schwer verletzt; Hanna Marons Gesundheitszustand war äußerst kritisch. Insgesamt wurden fünf Passagier*innen, drei Crewmitglieder, zwei Sicherheitsbeamte, ein Flughafenbesucher und zwei der drei Attentäter verletzt.

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