Hanna Maron

(22. November 1923 – 30. Mai 2014)

Schwarzweißfotografie, die in einem Krankenhauszimmer aufgenommen wurde. Das Bild zeigt die Nahaufname einer Frau mit kurzen Haaren in ihren 40ern, die in ein weißes Nachthemd mit Spitzenkragen gekleidet ist. Es handelt sich um die Schauspielerin Hanna Maron. Sie sitzt mit dem Oberkörper auf Kissen aufgestützt in einem Krankenhausbett Mit beiden Händen hält sie ein Kuscheltier, das sie an ihre Wange drückt. Etwas erschöpft lächelt sie in die Kamera. Im Hintergrund ist das ausziehbare Tablett eines Nachttisches zu sehen.
Nach dem Anschlag: Hanna Maron im Klinikum rechts der Isar in München, 1970, © Privatbesitz
Schwarzweißbild, in dessen Zentrum ein Junge und ein Mädchen zu sehen sind. Das Bild ist in einem Innenraum aufgenommen, wohl ein Wohnzimmer. Im Hintergrund an der Wand stehen ein geblümter Sessel und ein Schrank. Beide Kinder sitzen auf einem metallenen, lenkbaren Bollerwagen. Der Junge sitzt im Wagen, seine Haare sind zur Seite gescheitelt, er ist gekleidet in einen schwarzen Pullover, kurze Hosen und Kniestrümpfe. Das Mädchen trägt schulterlange Haare, ebenfalls gescheitelt, und mit einer Haarspange zur Seite gesteckt. Sie trägt eine weiße Bluse mit einem schmalen langen Halstuch, einen Faltenrock, Kniestrümpfe und schwarze Lackschuhe. Sie sitzt auf der Vorderseite des Wagens, die Hände auf die Knie gestützt. Der Blick der Kinder ist zur Seite auf ein Objekt oder eine Person außerhalb des Bildausschnittes gerichtet.
Hanna Meierzak (später Maron) mit Hans-Joachim Schaufuß in der Aufführung „Pünktchen und Anton“ am Deutschen Theater in Berlin, 1931, © ullstein bild – Rene Fosshag

„Ich bin Schauspielerin“ – sagte am 10. Februar 1970 die schwer verletzte Hanna Maron, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Der Anschlag auf dem Flughafen München-Riem war für sie ein folgenschwerer Einschnitt. Mehrere Monate kämpfte sie in einem Münchner Krankenhaus um ihr Leben; ihr linkes Bein musste amputiert werden. Die Schauspielerin durchlitt eine seelische Krise. Trotzdem feierte sie jedes Jahr am 10. Februar ihr Überleben. Schon 1971 stand sie wieder auf der Bühne und engagierte sich zeitlebens gegen jede Form von Gewalt.

1923 als Hanna Meierzak in Berlin geboren, begann sie schon als Fünfjährige ihre erfolgreiche Karriere in Theater, Film und Radio. 1931 spielte sie im Deutschen Theater Berlin das Pünktchen aus dem Kinderbuchklassiker „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner. Im selben Jahr war sie in der Anfangsszene von Fritz Langs Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ zu sehen.

Der Erfolg des Kinderstars in Deutschland endete jäh mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten, als die jüdische Familie fliehen musste. Nach zwei Jahren in Paris trafen 1935 Hanna und ihre Mutter den Vater in Tel Aviv wieder, wo sie sich um ein neues Leben bemühten. Als 17-Jährige besuchte Hanna die Schauspielschule des Traditionstheaters Habima in Tel Aviv. 1942 trat sie als Freiwillige in die britische Armee ein und gehörte seit 1944 der dort gebildeten Jüdischen Brigade an. Als Mitglied des hebräischsprachigen Ensembles Me’ejn se unterhielt sie die Soldat*innen der Brigade mit Musik und Kabarett. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war sie 35 Jahre lang festes Ensemblemitglied des Cameri-Theaters in Tel Aviv, eine der bedeutendsten israelischen Bühnen.

Schwarzweißfotografie einer Frau, die bis zum Oberkörper aufgenommen ist. Die Frau hat dunkle kurze Haare, ihre Augen sind stark mit schwarzem Kajal geschminkt und sie trägt ein Kleid mit tiefem Ausschnitt. Es handelt sich um die Schauspielerin Hanna Maron. Sie hat den Kopf auf ihre Hand gestützt, mit der anderen Hand fasst sie sich ans Herz.
Hanna Maron in der Rolle der Beatrice in einer Aufführung von Shakespeares “Viel Lärm um Nichts”, Cameri-Theater Tel Aviv, 1963, © Cameri Theatre Archive / Photos by Srulik Haramaty, Photos.Haramaty.com
Fotografie einer Gruppe von drei Personen, einem Mann und zwei Frauen, bei einer offiziellen Veranstaltung. Die Gruppe steht vor einem Vorhang, das israelische Staatswappen ist im Hintergrund zu sehen. Der Mann steht in der Mitte, es handelt sich um den ehemaligen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres. Auf der einen Seite wird er flankiert von einer Dame mit kurzen Haaren und in einem gelben Kostüm, es handelt sich um die Schauspielerin Hanna Maron. Auf der anderen Seite steht eine Dame in einem roten Anzug, die ein Buch über das Cameri Theater in der Hand hält.
Die Schauspielerinnen Hanna Maron (links) und Orna Porat mit Staatspräsident Schimon Peres bei einem Festakt zur Übergabe des zweiten Bands über das Cameri-Theater 2008, © Cameri Theatre Archive / Foto: Elitzur Reuveni

Hanna Maron wurde 1973 mit dem renommierten Israel-Preis geehrt, der höchsten kulturellen Auszeichnung des Staates Israel. Sie war auch eine prominente Stimme für eine friedliche, gewaltfreie jüdisch-arabische Koexistenz und bezog öffentlich Stellung zu vielen gesellschaftlichen Themen wie Frauenrechten oder Wehrdienstverweigerung. 1995 war sie in Washington D. C. Ehrengast bei der Unterzeichnung des Oslo II-Abkommens zwischen dem Staat Israel und der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO). Von der Ben-Gurion-Universität in Münchens israelischer Partnerstadt Beer Sheva erhielt sie 2007 die Ehrendoktorwürde.

Am 30. Mai 2014 starb Hanna Maron in Tel Aviv. Durch ihren Umgang mit ihrer körperlichen Einschränkung ermutigte sie viele, sich die Lebensfreude zu bewahren.

Ofra Rechter über ihre Mutter Hanna Maron

Bildergalerie Hanna Maron