Der Erinnerungsort München-Riem 1970


Der palästinensische Anschlag auf dem Flughafen München-Riem vom 10. Februar 1970 und das tragische Schicksal der Betroffenen wurde jahrzehntelang nicht öffentlich erinnert. Erst durch die Intervention der Familie Katzenstein, ihrer Freund*innen und des israelischen Generalkonsulats in München wurde die erinnerungskulturelle Lücke wahrgenommen. Seit 2019 arbeiten Stadtarchiv und Kulturreferat zusammen mit den Familien und der Brainlab AG daran, am Ort des Geschehens öffentlich zu erinnern.
Auch in Israel ist die versuchte Flugzeugentführung vom 10. Februar 1970 mit dem gewaltsamen Tod Arie Katzensteins kaum im kollektiven Gedächtnis verankert und auch seine Geschichte kaum bekannt. Zwar wurden die schwere Verletzung Hanna Marons wahrgenommen und der Flugkapitän Uriel Cohen öffentlich geehrt, doch erhielten bald andere Anschläge wie das Olympia-Attentat von 1972 größere öffentliche Aufmerksamkeit.
Zum zehnten Jahrestag würdigte der israelische Staatspräsident Arie Katzensteins Handeln mit einem Brief an die Familie. Sohn Ofer Katzenstein trat im Jahr 2020 zum 50. Jahrestag des Todes seines Vaters mit dessen Geschichte in Israel medial an die Öffentlichkeit. Er und seine Schwester Miki Dror arbeiten bereits seit vielen Jahren mit Schüler*innen an der Schule in Haifa, die sie und ihr Vater selbst auch besuchten. Jedes Jahr geben sie die Erinnerung an Arie Katzenstein mit ihrem Anliegen einer gewaltfreien Konfliktlösung an Jugendliche weiter.
Der heutige Erinnerungsort München-Riem 1970 entstand in enger Zusammenarbeit zwischen dem Kulturreferat München und den Angehörigen in Israel – ein wichtiger Schritt zu einer gemeinsamen Erinnerung.


Am 55. Jahrestag des Anschlags eröffnete die Stadt München in Kooperation mit der Brainlab AG den Erinnerungsort München-Riem 1970. Die international renommierte Künstlerin Alicja Kwade hat ein Erinnerungskunstwerk am historischen Ort geschaffen.
Hintergründe zum Anschlag und dessen Betroffene bietet diese Webseite. Sie basiert auf historischen Recherchen von Public History im Kulturreferat München und dem Austausch mit Hinterbliebenen von Arie Katzenstein und Angehörigen von Überlebenden seit 2019.
Bis heute sind nicht alle Hintergründe und Betroffenen des Anschlags in München-Riem bekannt. Public History München steht im Austausch mit inner- und außeruniversitären Forschenden und Archiven und bemüht sich um tiefergehende Recherchen. Der Erinnerungsort München-Riem 1970 soll an den Anschlag vom 10. Februar erinnern, der Opfer gedenken und soll eine Mahnung für ein friedvolles Miteinander sein.